Offenbacher Woche: Sommerlicher Pop-Genuss
4.6.2018
Offenbach – So voll war es auf dem Stadthof schon lange nicht mehr: Optimales Sommerwetter und vergnügliche Livemusik haben die Offenbacher Woche am Samstag zu einem regelrechten Publikumsmagneten gemacht. Von Marian Meidel
Spätestens als mit der Band Münchener Freiheit ein echtes Deutsch-Pop-Urgestein die Offenbach-Post-Bühne betrat, gab es auf dem Stadthof kaum noch einen freien Quadratmeter. Es ist kurz vor 18 Uhr, als sich der Platz vor der Offenbach-Post-Bühne zu füllen beginnt. Noch macht die Gruppe Eagles Reloaded nur ihren Soundcheck, aber das stetig anwachsende Publikum bestaunt sie dabei so aufmerksam, als hätte das Konzert bereits begonnen. Freudige Erwartung liegt in der Luft. Die Sonne strahlt, ein mildes Lüftchen weht – schöner kann Sommer kaum sein.
Klaus Kohlweyer betrachtet die Zuschauerscharen und lächelt. „Das wird noch richtig voll heute“, freut sich der stellvertretene Vorsitzende des Gewerbevereins Treffpunkt Offenbach, der die Offenbacher Woche organisiert. Er soll recht behalten.
Den buchstäblichen Auftakt des Musikprogramms macht die Eagles-Tributband Eagles Reloaded kurz nach 18 Uhr mit dem Song „The Long Run“ vom gleichnamigen Album des Jahres 1979. Es ist verblüffend, wie detailgetreu die Südhessen nach ihren amerikanischen Vorbild-Musikern klingen. Und obwohl der ersten Band eines Festival-Abends in den meisten Fällen eher geringe Aufmerksamkeit zuteil wird, tanzen, feiern und singen die Zuschauer auf dem Stadthof, wie es sich manch internationaler Superstar von seinem Publikum nur erträumen kann.
Wer daraufhin aber denkt, dass das nicht mehr zu übertreffen sei, muss sich lediglich zwei Stunden gedulden, um eines Besseren belehrt zu werden. Vor zwölf Jahren trat die bekannte Deutsch-Pop-Gruppe Münchener Freiheit bereits bei der Offenbacher Woche auf, damals noch in Originalbesetzung. Als das Quintett am Samstag um 20.15 Uhr die Offenbach-Post-Bühne betritt, könnte das Wiedersehen kaum herzlicher sein, auch wenn sich seitdem die Besetzung der Gruppe leicht geändert hat. „Musik verbindet“, ruft Sänger Tim Wilhelm, Nachfolger von Stefan Zauner, gleich zu Beginn dem Publikum entgegen. „Lasst sie heute auch euch alle verbinden!“ Als er kurz darauf die ersten Takte des Liebeslieds „Tausendmal Du“ anstimmt – eine Zauner-Komposition aus dem Jahr 1986 – werfen viele Hundert Menschen die Hände in die Luft.
Die Song-Auswahl der Münchener Freiheit pendelt an diesem Abend mal Richtung Schlager, mal Richtung Rock. Aber ganz egal ob Schmusestück oder E-Gitarren-Solo: Die Stimmung auf dem Stadthof könnte kaum besser sein. Mühelos spielen die bayerischen Pop-Veteranen sich durch ihre Band-Geschichte, präsentieren 80er-Jahre-Kompositionen wie „Kalt oder Heiß“ oder „Ohne Dich“ fast genauso frisch und unverbraucht wie Material von ihrem letzten Album „Mehr“, das 2013 erschienen ist. Ein wenig paradox: Einmal macht der Band ausgerechnet das traumhafte Wetter einen Strich durch die Rechnung. „Gestern Abend haben wir ein Konzert gegeben, das drei Stunden später begann als heute“, berichtet Tim Wilhelm dem Publikum. „Da habe ich die Leute gebeten, alle ihre leuchtenden Handys in die Luft zu halten.“ Atmosphärisches Lichtermeer gestaltet sich im strahlenden Sonnenschein allerdings etwas schwierig.
Mit wuchtigen Funk-Rhythmen, kraftvollem Soul-Gesang und einer schmissigen Blechbläser-Fraktion animiert die Mainzer Band Jammin’ Cool ab 23 Uhr alle, die weiter feiern wollen, zum Tanzen. Zwar hat sich das Publikum auf dem Stadthof zu diesem Zeitpunkt bereits ein wenig ausgedünnt, für eine ausgelassene Fete reicht es aber allemal noch. Und so folgen die Besucher der Offenbacher Woche zu später Stunde noch der Aufforderung von Rock-Ikone David Bowie, als Jammin’ Cool dessen Hit anstimmen: „Let’s Dance!“